Zwischen Nebel, Hangrutsch und Funkstille
In den Übergangsregionen zwischen Andenhochland und Amazonastiefland liegen Schönheit und Bedrohung oft nah beieinander. Die Region La Merced – Oxapampa – Pozuzo ist landschaftlich spektakulär – aber auch klimatisch extrem. Mit Jahresniederschlägen von bis zu 5.000 mm, regelmäßigen Erdrutschen, Nebel und fehlender digitaler Anbindung zählt sie zu den verwundbarsten Regionen Perus.
Und sie liegt an einem der sensibelsten Abschnitte der Carretera Central, einer der wichtigsten nationalen Verkehrsadern, die Lima mit dem Landesinneren verbindet. Ein Ausfall dieser Strecke hat landesweite Folgen – von Lebensmittelversorgung über Handelslogistik bis hin zum Katastrophenschutz.
Das Problem: Klimarisiken + Infrastrukturlücken = Systemische Verwundbarkeit
Diese Region wird immer wieder von Erdrutschen, Starkregen, Isolation und fehlender koordinierter Katastrophenhilfe getroffen. Ein besonders kritischer Abschnitt der Carretera Central – eine der wichtigsten und gefährlichsten Fernstraßen des Landes – verläuft genau durch dieses Gebiet. Ein Drittel aller klimabedingten Schäden in Peru betrifft die Verkehrsinfrastruktur. Jährlich gibt das Land 2,8–3,2 % seines BIP für Straßensanierungen aus.
Was fehlt, ist ein resilientes, energieautarkes und netzunabhängiges System – eines, das weiter funktioniert, wenn alles andere ausfällt.
Die Idee: Ein robustes, energieautonomes und netzunabhängiges Frühwarnsystem
LoRaVida ist als Modellprojekt entstanden, um genau hier anzusetzen:
Sensorik, Funknetz und Energieversorgung sollen in einer Kombination aus Technologie, Forschung und lokaler Umsetzung ein neues System schaffen.
Das Ziel: Frühwarnung, Kommunikation, Landwirtschaftsmonitoring und Resilienzaufbau – unabhängig von Mobilfunk, Diesel oder zentraler Steuerung.
Und 2026 ist das Jahr, in dem dieses System konkret Form annimmt.
Was im Jahr 2026 passiert – Die Aufbauphase im Detail
Das erste Projektjahr ist klar strukturiert. Es geht darum, die komplette technische, rechtliche und logistische Grundlage für das System zu schaffen.
Monate 1–3: Projektgelände, Genehmigungen, Erschließung
Ein 5 Hektar großes Grundstück in der Nähe von Oxapampa wird erworben und vermessen.
Erste Bodengutachten und Umweltprüfungen werden abgeschlossen.
Die technischen Pläne für Wasserversorgung, Solarstrom, Gebäudeplatzierung und Zufahrten werden erstellt.
Notwendige Genehmigungen bei kommunalen Stellen werden eingeholt.
Monate 4–6: Aufbau von Energie, Wasser und Kerninfrastruktur
Die Installation der 15 kW PV-Anlage samt 20 kWh Speicher beginnt – das Zentrum wird autark mit Strom versorgt.
Parallel dazu wird ein Tiefbrunnen gebohrt, die Wasserleitungen verlegt und ein Filter- und Speichersystem installiert.
Zwei Forschungscontainer werden angeliefert und ausgebaut (Dämmung, Elektrik, Sicherheitsstandard).
Es entsteht das Grundgerüst des Forschungs- und Technologiezentrums.
✅ Zwischenziel: Im Juni 2026 ist die volle Energieautarkie erreicht.
Monate 7–9: Erste Monitoring-Säulen im Gelände
An fünf strategisch ausgewählten Punkten der Carretera Central werden die ersten Monitoring-Säulen installiert.
Sie bestehen aus einem LoRa-Mesh-Knoten, einem GPS-Modul, einem Notfallinterface, LED-/Signalmodul und einer Wetterstation (SenseCAP S2120).
Zusätzlich werden LIDAR-Module, Bodenfeuchtesensoren und Ultraschallpegelmesser integriert.
Die Säulen arbeiten komplett solarbetrieben und beginnen erste Testübertragungen von Echtzeitdaten.
Monate 10–12: Permakultur-Zone, Maker Space und betriebsbereites System
Die Permakultur-Zonen 0 und 1 werden angelegt:
Intensive Gärten
Erste Agroforststreifen
Passives Wassermanagement (Swales, Terrassierung)
Das automatische Bewässerungssystem wird in Betrieb genommen.
Parallel entsteht im Zentrum ein Maker Space, ausgestattet mit 3D-Drucker, Werkzeugstation und Softwarearbeitsplätzen.
✅ Zwischenziel: Ende 2026 ist das LoRaVida-System vor Ort betriebsbereit und vollständig getestet – mit 5 funktionierenden Nodes, Autarkie in Strom und Wasser, laufenden Sensoren und vorbereiteten Schulungsflächen.
Warum dieser Aufbau zählt
Das erste Jahr ist kein Laborexperiment, sondern das Fundament für alles, was folgt:
Ohne stabile Energieversorgung kein Netz.
Ohne funktionierende Daten keine Vorwarnung.
Ohne verlässliche Infrastruktur kein Vertrauen in das System.
2026 zeigt: LoRaVida ist machbar, konkret, einsatzfähig.
Ausblick: 2027 – Wenn Forschung beginnt
Im kommenden Jahr geht es weiter mit:
Feldstudien mit Höhenlagen-Kulturen (Kaffee, Quinoa, Maca)
Schulung erster lokaler Techniker
Einsatz mobiler Geräte bei Polizei, Gemeinden und Gesundheitszentren
Ausbau des Netzwerks auf 14 Nodes und eine Fläche von über 2.600 km²
📌 Nächster Beitrag: „Fünf Säulen, fünf Dörfer, fünf Stationen – Wie LoRaVida in Betrieb geht.“